Personalmangel und sinkende Bildungsqualität in Kitas: Konzept-e steuert dagegen

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung ist gerade in aller Munde und lässt die Diskussion um Personalmangel und Qualität in deutschen Kitas erneut hochkochen. Laut Bertelsmann fehlen 120.000 Erzieherinnen und Erzieher – eine Investition von fünf Milliarden Euro wäre nötig, um dieses Defizit auszugleichen. Für Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin des Konzept-e-Netzwerks, das knapp 40 Kitas in Süddeutschland betreibt, ist diese Entwicklung wenig überraschend. Bereits seit drei Jahren arbeitet das Unternehmen lösungsorientiert genau dieser Entwicklung entgegen.

Mit der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz für U3-Kinder hat der Mangel an pädagogischem Fachpersonal dramatisch zugenommen. „Durch den Personalmangel haben wir einerseits das Problem, nicht genügend Fachkräfte und andererseits nicht genügend gute Fachkräfte zu bekommen. Die gestiegenen und vor allem berechtigten Anforderungen an die Qualität sind damit nur schwer zu erfüllen“, so Waltraud Weegmann. Die logische Konsequenz für die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen war es, im Jahr 2011 am Firmensitz Stuttgart eine eigene Fachschule zu gründen und eigene Erzieherinnen und Erzieher vor Ort auszubilden. Bereits ein Jahr später wurde die zweite „Freie Duale Fachschule für Pädagogik“ in Karlsruhe ins Leben gerufen und eine weitere in Stuttgart eröffnet. Die ersten Fachschul-Absolventen haben in diesem Juli ihre Ausbildung abgeschlossen, fast alle bleiben als Erzieherinnen und Erzieher den Kitas des Konzept-e-Netzwerks erhalten. Wenn im Herbst der nächste Jahrgang startet, sind insgesamt 100 pädagogische Fachkräfte in der Ausbildung, 34 von ihnen machen im nächsten Jahr ihren Abschluss.

„ES MANGELT AN VIELFÄLTIG AUSGEBILDETEN BEWERBERN“

Doch es geht Waltraud Weegmann in erster Linie gar nicht um den Personalmangel. Vielmehr geht es darum, dass Erzieherinnen und Erzieher für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung weitaus mehr leisten müssen als bisher erwartet wurde. „In Kitas bildet sich die Vielfalt unserer Gesellschaft ab“, erklärt sie. „Deshalb wollen und brauchen wir auch die vielfältigen Kompetenzen anderer Berufe in unseren Kita-Teams.“ Kindertageseinrichtungen sind heute – zu Recht und zum Glück – frühe Bildungseinrichtungen, die, neben der Vermittlung sozialer und kreativer Kompetenzen, den Forscher- und Wissensdrang der Kinder anregen und erfüllen können müssen. Entsprechend sind die Anforderungen an das Kita-Personal vielfältiger und anspruchsvoller geworden. Die notwendigen Kompetenzen gehen über ein pädagogisches Fachwissen weit hinaus. Doch hierfür sind das Verständnis und dadurch die Anerkennung von qualifizierten, anders ausgebildeten Fachkräften in einem Kita-Team noch nicht vorhanden. Nur mit Pädagogen aber ist die Vermittlung vielfältiger Kompetenzen aus Waltraud Weegmanns Sicht nicht leistbar: „Wir haben einen Engpass an Pädagogen und dürfen andere vielfältig ausgebildete Bewerber mit pädagogischem Interesse nicht als Fachkräfte einstellen“. Pädagogische Fachkräfte mit einer gleichzeitig breiten qualifizierten Ausbildung in naturwissenschaftlich-technischen Bereichen sind sehr selten. Deshalb müssen für diese Themen auch Chemiker, Biologen oder Handwerker – selbstverständlich mit einer pädagogischen Weiterqualifizierung – in einer Kita arbeiten dürfen.

DIE LÖSUNG: MULTIPROFESSIONELLE TEAMS 

Der Weg ist also klar: Kita-Teams brauchen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die  – natürlich gekoppelt mit einer fundierten pädagogischen Ausbildung – als Spezialistinnen und Spezialisten für ihr Metier in Kindertagestätten mit den Kindern arbeiten. Bevorzugt will Weegmann Menschen mit naturwissenschaftlich-technischem beruflichem Hintergrund (MINT) für einen Quereinstieg begeistern, denn diese können ein frühes Interesse an MINT-Themen bei den Kindern wecken. „Nur wer selbst Begeisterung für sein Thema mitbringt, kann diese Begeisterung auch weitergeben“, weiß Waltraud Weegmann aus eigener Erfahrung.
Seit dem Frühjahr gibt es mit Carolin Stiefel (Dipl. Pädagogin) eine Person, die, zuständig für das Projekt „element-i macht MINT“, in den Kinderhäusern multiprofessionelle Teams schafft und unterstützt. Sie betont: „Selbstverständlich ist eine pädagogische Ausbildung unerlässlich für eine hochwertige Arbeit mit Kindern. Erzieherinnen und Erzieher mit einer Weiter-Qualifizierung im naturwissenschaftlichen Bereich arbeiten im Tandem zusammen mit einer MINT-Fachkraft, die eine Berufsausbildung im naturwissenschaftlichen Bereich und eine pädagogische Weiterbildung absolviert hat bzw. diese absolviert“. Diese pädagogische Weiterbildung findet an den Freien Dualen Fachschulen für Pädagogik statt. Die MINT-Fachkräfte durchlaufen berufsbegleitend eine dreijährige Aus- bzw. Weiterbildung, die mit einer Schulfremdenprüfung zur staatlich anerkannten ErzieherIn endet oder zu einer Ausnahmegenehmigung zur Anerkennung als Fachkraft führt.